Osterhasen-Attacke

IMG_4424Es ist Ostern. Dieses Jahr sehr früh. Und es fällt zusammen mit unserem 2-Jährigen.
Am 01.04.2011 ging unser Flug aus Hamburg in die Ferne.
Mann, wie die Zeit vergeht. Ich dachte, das würde irgendwie anders werden. Die Zeit würde nicht mehr so schnell vergehen. War wohl ein Irrtum.

Zur Feier des Tages haben wir beschlossen, abends in unser Lieblingsrestaurant in Marigot zu gehen – ins Belle Epoche, dort wo Diana einst am Weihnachtstag von einer Kakerlake aus der Palme angesprungen wurde…

Am nächsten Tag hätten wir ausschlafen können. Aber auch das war ein Irrtum…
Morgens um 7 wacht Diana auf und entschließt sich frisches Baguette im Serafina´s zu holen. Das Serafina´s ist die beste Bäckerei auf St. Martin. Nein, was rede ich, der ganzen Karibik. Kein Witz.

Doch sie kommt nicht weit.
Ich merke im Halbschlaf, wie sie aufwacht, sich anzieht und hoch an Deck geht.
Dann plötzlich, noch bevor sie das Dinghi startet:
„Hasolinooooooooooooooooooooo!“ schreit sie (so nennt mich Diana manchmal).
„Hasolino komm schnell! Hier ist was an Bord!“
Benommen komme ich zu mir.
„Was ist los!? Was ist an Bord?!“
„Da ist ein Tier!“ ruft Diana runter ins Boot.
„Was für ein Tier!?“
„So eine Art Maus, aber keine Maus. Und es lebt!“

Shit. Wir hatten schon eine Kakerlake an Bord, Mehlmilben, Mücken, Krebse, fliegende Fische. Aber noch nie eine Maus. Vielleicht sogar der Alptraum? Eine Ratte?!
Fuck!

Ich sitze senkrecht im Bett, bin hellwach. Schieße nach oben auf Deck.
Diana steht wie im Comic auf unserer Cockpit-Bank und zeigt hysterisch nach unten.
„Da unten! Da auf unserer Badeinsel! Da ist das Ding. Und es lebt! Ich weiß nicht was das ist….! Mach´s weg!“

Vorsichtig beuge ich mich vor und siehe da, da ist tatsächlich was.
Bloß was?
Da hängt ein komisches Fellknäuel, kopfüber. Mit scharfen Krallen.

Ganz klar kein Osterhase, sondern eine Fledermaus!
Und was für eine!
Es hatte über Nacht geregnet und dieses Tier war ganz nass.
Das Fell war ganz nass.

Was war zu tun?
Ich hole den Bootshaken und schlage mehrere Mal unmittelbar neben die Fledermaus. Gegen das Gelcoat des Boots. Erst behutsam, dann stärker, dann super laut.
Das verflixte Ding dreht sich in Zeitlupe zum Bootshaken um, der nur 1 oder 2 Zentimeter neben ihr laut aufs Boot schlägt. Aber das Ding bewegt sich nicht, geschweige denn fliegt es davon.
Ich wiederhole die Weckattacke, aber Pustekuchen. Mann, was für eine renitente Fledermaus!
Das Ding will nicht wegfliegen und versperrt doch direkt den Zugang zu unserem Dinghi.
Anfassen?
Nie im Leben!
Das Ding kratzt mich mit seinen scharfen Krallen (bitte mal das Foto anschauen und dann auf die Krallen zoomen) und überträgt mir Ebola.
Nee, nee, nicht mit mir!

Diana kommt die rettende Idee.
„Nimm einen Eimer Meerwasser und spül das Monstrum von Bord!“
Guter Einfall.
Ich hole den Eimer, lade ihn mit Salzwasser, ziele und…
…treffe mit voller Wucht die Fledermaus, die sofort ins Meer gespült wird!

Etwas verdaddert ist die sofort hellwach. Kann aber nicht wegfliegen, weil sie ja im Wasser ist. Und dann passiert etwas Unglaubliches. Die Fledermaus fängt an zu schwimmen. Mit ihren Flügeln. Sie breitet die Flügel aus und will im Wasser fliegen. Man sieht die durchsichtige Haut der Flügel, durchzogen von Adern, in denen das Blut zirkuliert. Sie flattert im Wasser mit ihren Flügeln, also ob sie fliegen würde. Nur kommt sie nicht hoch. Hoch hält sie ihre kleine Schweinsnase.

Und plötzlich tut mir dieses kleine Geschöpf leid. Ich schaue ihr nach und bin immer kurz davor ins Dinghi zu steigen und das Ding zu retten. Doch wohin dann damit? Diana bringt mich um. Trotzdem fasziniert mich dieses Wesen. Wie es schwimmt. Kämpft. Und nicht aufgibt.

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