Wir waren wieder zurück in unserer Welt. Nicht, dass Deutschland nicht mehr unsere Welt war, aber wenn man nach einem so langen und intensiven Urlaub wieder zurück auf sein Boot kommt, ist es unglaublich, wie schnell man nach 2 oder 3 Tagen wieder „im alten Trott“ ist.
SCOOBY sah nach seinem 7-wöchigen Landausflug auch viel besser aus als erwartet. Adrian holte uns von der Fähre ab, eine Nacht haben wir bei Nick und Jayne geschlafen und schon am nächsten Tag ging SCOOBY wieder ins Wasser. Reibungslos.
Danach wurde sofort eine Liste gemacht mit allen Dingen, die wir in den nächsten 3-4 Wochen reparieren, warten oder pflegen wollten. Denn Anfang November mussten wir spätestens aus Nanny Cay raus sein, denn dann würde eine große Bootsshow in der Marina stattfinden. Aus der einen Liste wurden schnell zwei. Und fast schon unheimlich war, dass diese Liste nicht kürzer werden wollte. Hatte man einen Punkt stolz abgearbeitet und kam zur Liste zurück, um diesen Punkt zu streichen, sind einem leider während des Abarbeitens zwei neue Dinge eingefallen oder begegnet, die dringend noch gemacht werden mussten. So wuchs die Liste eher, als dass sie schrumpfte.
Aber während in Deutschland der erste Schnee fiel, konnten wir uns über herrliches Wetter freuen: 30 Grad und hellblauer Himmel. Also meckern war nicht angesagt, auch wenn man bei 35 Grad unter Deck im engen Motorraum doch mal dazu geneigt war.
Nach ein paar Tagen bekamen wir neue Nachbarn in Nanny Cay. Die Sugar Beach, eine Beneteau Oceanis 361, also 3 Fuß kleiner als unsere. Auf der anderen Seite neben uns lag eine 45er Oceanis, so dass man zwischenzeitlich den Eindruck gewinnen konnte, wir hätten hier unsere eigene kleine Bootshow eröffnet.
Die Sugar Beach gehört Summer und Mikey. Ein junges Pärchen aus Kalifornien, Mitte 20. Sie trägt den ganzen Tag Bikini und er ist von oben bis unten farbenfroh tätowiert. Beide kommen gerade aus Honduras, wo sie ihre Tauchlehrerlizenzen gemacht haben. Nun leben sie auf St. Thomas und haben entschieden, sich ein Segelboot zu kaufen – anstelle zur Miete irgendwo zu wohnen. Beide sind noch nie gesegelt…
Mikey war fast 6 Jahre bei der Armee, hat auf Flugzeugträgern oder Airforce-Basen F16 Fighterjets repariert. Von Afghanistan, dem Golf, über Guam bis nach Wake Island hat er viel gesehen. Dabei ist er einer der nettesten und fröhlichsten Menschen geblieben, den ich bisher auf unserer Reise getroffen habe. Offen, aufmerksam, respektvoll und immer gut gelaunt. Kommt heutzutage leider eher selten bei Amerikanern vor.
Summer ist das Sweetheart in Person und die zukünftige Steuerfrau. Beide sind ein so süßes Paar und mit ihren „unkonventionellen“ Segelplänen erinnern sie uns natürlich an uns selbst.
Wir helfen den Beiden wo wir können. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie schwer und ungewöhnlich viele Dinge auf SCOOBY in den Anfangswochen waren. Und auf viele Dinge muss man auch erst einmal kommen. In der Woche muss Summer nach St. Thomas zurück. Abends kochen wir dann mal für Mikey oder gehen gemeinsam mit unseren Freunden essen.
Was aber sicherlich am meisten Spaß gebracht hat, war unser Segelausflug. Ich hatte Mikey das Angebot gemacht, mal mit ihm auf seiner Sugar Beach rauszufahren und mit ihm ein bißchen zu segeln. Das hat er natürlich dankend angenommen. Und so kommt es, dass Diana und ich plötzlich nach 1 ½ Jahren auf einem fremden Boot sitzen und Richtung Norman Island segeln und einem jungen Mann das Segeln näher bringen. Diana erklärt ihm das Steuern und Manövrieren und ich weihe ihn in die Geheimnisse der 1000 Leinen ein. Und das ganze klappt hervorragend. Auch und vor allem zwischen Diana und mir. Abends liegen wir in unserer Koje und sind richtig ein bißchen stolz auf uns und irgendwie auch dankbar, dass wir etwas zurück geben konnten. Yves wäre stolz auf uns gewesen…
Dann müssen Summer und Mikey los.
Es ist Sonntagmorgen, wir machen den Beiden noch ein Abschiedsgeschenk, geben die letzten Tipps und dann schiebt sich die Sugar Beach langsam aus dem Dock. Knapp schrammt sie an SCOOBY vorbei und erreicht das offene Meer. Die Beiden sind so mutig und aufgeregt. Wir wissen genau, wie sie sich fühlen. Diana hat Tränen in den Augen, ich schaue dem Boot noch eine ganze Weile still hinterher, so wie ein besorgter, aber stolzer großer Bruder. Die Beiden werden das schaffen! Das weiß ich genau.
Und siehe da, schon 3 Wochen später sind wir mit den Beiden auf Norman Island verabredet. Sie kommen den ganzen Weg von St. Thomas rüber gesegelt, bleiben 2 Tage auf Jost van Dyke und verbringen dann einen super netten Tag mit uns in The Bight. SCOOBY und SUGAR BEACH liegen nebeneinander wie gute Freunde. Wir grillen und machen dann gemeinsam Party auf dem Willy T. Den Beiden geht´s prächtig und wir freuen uns mit ihnen…
Nachtrag:
Wie es einem ergehen kann, wenn man nicht aufpasst, zeigt das Foto oben. Ein nagelneuer Riesen-Katamaran, der hier letzte Woche auf Grund gelaufen ist. Der Eigentümer hatte sich Freunde zur Jungfernfahrt eingeladen. Das kleine Riff zwischen Green Cay und Sandy Spit wurde ihm zum Verhängnis. Wie um alles in der Welt das ging, bleibt uns ein Rätsel, denn kein normaler Mensch würde auf die Idee kommen, da durchzufahren. Die Reparaturen werden wohl Monate dauern. Wenn das mal reicht. Und der Eigentümer muss den Frust seines Lebens schieben – der Tachostand des Motors zeigte gerade mal „29 Stunden“ an…
Alptraum.
Habe grad diesen Link bekommen: „Dein“ Katamaran ist nun zum Verkauf ausgeschrieben: http://www.yachtworld.com/boats/2012/Lagoon-Cat-Sail-2550585/British-Virgin-Islands 🙂