Am Mittwochabend sind Nick und Jayne von den BVIs zu Besuch gekommen! Nick fährt am Dienstag ein Rennen zur HEINEKEN-Regatta, und vertritt dabei gemeinsam mit Collin und Kevin „seine“ Insel. Es geht um 5.000 Dollar Preisgeld für den Gewinner! Und auch Adrian hat sich zwei Tage vorm Besuch noch mit eingeklinkt! Betty und Sandy sind also noch gar nicht lange weg und SCOOBY ist schon wieder randvoll ;-))
Doch bevor es serious racing gab, gab es erst mal serious clubbing… Eigentlich war Jayne nur dafür mitgekommen…
Zunächst Donnerstag GRAND CASE – abends ist Adrian dort zu uns gestossen.
Am Freitagabend sollte es dann ins BLISS gehen, einem geilen Club auf der holländischen Seite, direkt am Meer gelegen neben der legendären SUNSET BAR, über die die großen internationalen Flugzeuge haarscharf hinein schweben.
Doch nach SUNSET BAR und vor BLISS musste noch was gegessen werden. Dafür bot sich der Mexikaner gegenüber an, den uns unter anderem auch Dave und Amy von der TAZA MAS, dem Styropor-Becher-König-Boot, empfohlen hatten.
Als wir ankommen gibt es zunächst keinen Platz. Alles gerammelt voll. Dann weist uns ein ehemaliges mexikanisches Gangmitglied den Weg zu unserem freigewordenen Tisch. Schnell ein paar Burritos, Enchiladas, Nachos und andere Schweinereien bestellt, bevor das große Warten begann…
Huh, wann kommen die Drinks?
Huh, wann kommt das Essen?
Alle haben mächtig Kohldampf!
Anstelle des Essens gesellt sich plötzlich ein weißer Pudel zu uns.
Nicht lieb und freundlich von vorne, sondern von „hinten“. Sprich der Hund ist an der Leine und läuft an seiner Leine quer durchs Restaurant und schlüpft am Ende unten herum durch die Beine der Mädels unter unseren Tisch…
Jayne und Diana erschrecken sich natürlich tierisch, weil sie das kleine pelzige Viech nicht kommen sahen.
Unsere direkten amerikanischen Nachbarn rufen: „Oh, don´t be afraid – it´s PEACHES! We love PEACHES!“
OK, das war also PEACHES, der Pudel. Etwas zu klein geraten, viel zu kurze Beine. Die arme Töle konnte einen stark an das Hundchen des Mörders in SCHWEIGEN DER LÄMMER erinnern. PRECIOUS.
Wir lieben PEACHES auch – doch als unser Essen endlich kommt und sich die Leine immer mehr unter dem Tisch zu verheddern droht, wird die Sache irgendwann zu blöd. Zudem versucht die kleine aufdringliche Bestie Diana ständig unterm Tisch anzuspringen, so dass sie jedes Mal denkt, dass sie vom Hund gebissen wurde… Wo ist bloss sein Herrchen – wie kann man seinen Hund bloss so in einem Restaurant gewähren lassen???
Irgendwann wird´s uns allen zu bunt und wir werden PEACHES irgendwie los. Wir drücken ihn sachte, aber bestimmt unterm Tisch hervor, bis er von ganz alleine seiner Leine zurück folgt.
Wir essen.
Alle.
Bereits seit 5 Minuten – keiner spricht – alle stopfen.
Doch plötzlich passiert das Unglaubliche!
Wie aus dem Nichts taucht eine hünenhafte Gestalt bei uns auf und schlägt mit der Faust auf unseren Tisch. Unsere Burritos hüpfen in die Höhe.
Der Mann schlägt mit seiner linken Hand – unterm rechten Arm trägt er einen weißen Pudel. PEACHES!
Im gleichen Augenblick, in dem er auf unseren Tisch schlägt schreit er in ohrenbetäubender Lautstärke: „Weeeeeer hat hier etwas gegen Peaches? Weeeeeeeeeeeeer?!!! Schickt mir euren besten Kämpfer und ich werde ihn töten!“
Oooops.
Am Kopfende unseres Tisches, an dem Diana und Nick sitzen, steht also plötzlich ein Mann mit einem Pudel unterm Arm, vollkommen ausser Rand und Band. Der circa 2 Meter große Mann hat weiße lange Haare, breite Schultern und einen weißen Bart. Er sieht aus wie eine Mischung aus Nick Nolte und Klaus Kinski. Ledrige, braune Haut und Hände, so groß wie Toilettendeckel. Zwischen 60 und 70 Jahre alt, schwer zu schätzen. Ein echter SEADOG, wie man Männer nennt, die schon lange – manchmal zu lange alleine mit einem Hund auf See waren…
Doch entscheidend ist, wie er es sagt. Sehr, sehr , sehr laut! Dabei schaut er mit weit aufgerissenen Pupillen einmal quer über unseren Tisch. Allein die Lautstärke und die damit einhergehende Aggression lähmen uns alle für den Bruchteil einer Sekunde.
Keiner weiß, was geschehen ist, was geschehen soll, was geschehen kann.
„Wollen Sie etwas Reis?“ fragt NIck aus heiterem Himmel.
Der Aggressor ist nun seinerseits kurz verblüfft, schreit dann aber Diana seine Frage fast nochmal direkt ins Ohr, diesmal aber noch lauter:
„Weeeeeeeeeer hat hier etwas gegen Peaches? Weeeeeeeeeeeeer?!!! Schickt mir euren besten Kämpfer und ich werde ihn töten!“
Wieder guckt er wie ein Derwisch in die Runde und grinst dabei mit eingefrorener Miene wie Luzifer himself.
Voller Angst guckt Diana zu mir rüber ans andere Ende vom Tisch.
In diesen paar Sekunden, die mir wie Stunden vorkommen, grüble ich, ob der Mann nicht doch einen Spaß macht. Ich versuche seine Mimik zu scannen. Seine Gestik zu deuten. Seine Stimmlage, seine Blicke, Bewegungen und sein gesamtes Auftreten. Doch dann gibt es keine Zweifel mehr – der Mann MEINT DAS ERNST.
Wie ein Stromschlag schießt mir diese Erkenntnis durch den Kopf. Ich kannte dieses Gefühl von früher. Als ich jung war. Adrenalin schießt dir durch die Venen. Du bekommst einen staub-trockenen Mund, dir zittern die Knie und du spürst plötzlich jede einzelnen Muskelfaser deines Körpers. Gleich gibt es einen Kampf. Mach dich bereit! Instinktiv balle ich unterm Tisch meine Faust. Vorher nehme ich meine OMEGA SEAMASTER ab, die ich heute fast zum ersten Mal getragen hab – schade, wenn sie kaputt gehen würde. Und freie Handgelenke sind starke Handgelenke.
Das ganze Restaurant schaut auf uns.
Diana ruft etwas, dass sie fast taub geworden sei vom Schreien des Mannes. Leute reden auf den Mann ein, versuchen ihn zu bremsen. Aber keiner traut sich. Nichts hilft.
Ich sehe meine junge Ehefrau und sehe diesen wahnsinnigen alten Mann mit Pudel auf dem Arm vor ihr stehen, denke an SCHWEIGEN DER LÄMMER und merke wie sich mein Gesichtsfeld verengt. Ich blicke nach links, sehe meinen Fluchtweg. Ich blicke nach rechts, sehe die Bierflasche zur Not, falls Fäuste nicht mehr helfen. Ich sehe nach vorne und sehe eine Mitte 60 jährige Bestie auf Speed vor mir, bei der der erste Schlag sitzen muss. 100-prozentig. Ich schließe alle meine Hosentaschen.
Spring über den Tisch!
Greif ihn von oben an!
Nutze die Sekunde der Überraschung!
Beiß den Pudel!
Dann hast du eine Chance!
Denke ich mir.
Dann geht es los. Wie ein Indianer seine Friedenspfeife aus der Hand legt, lege ich meinen Burrito zur Seite und erhebe zum Kriegsgeheul. Wüste, laute und sehr nicht-jugendfreie Beschimpfungen werden wie Bomben auf den Angreifer abgefeuert. Wortbomben. Laut. Zielführend. Und unglaublich furchteinflössend – weil unerwartet aus meinem Mund…
Der PUDELMANN zuckt für einen Augenblick zusammen. Wir haben jetzt hier eine echte Pudel-Situation im Restaurant. Jeder guckt und hält gespannt den Atem an. Doch der Pudelmann fokussiert mich, grinst, so dass mir das Blut in den Adern gefriert, und hat nun endlich seinen Gegner, den er die ganze Zeit wollte. Mit seiner riesigen Pranke zeigt er auf mich und greift über den langen Tisch nach mir!
Noch einmal feuere ich eine Kanonade übelster Beschimpfungen ab und komme mir dabei vor wie der EXORZIST, der versucht, die bösen Geister aus diesem irregeleiteten Mann zu vertreiben… Unterm Tisch spüre ich, wie sich die Fingernägel in die Handinnenfläche meiner Faust graben…
Jetzt sind es nur noch Bruchteile bis der REGENBOGENMANN den PUDELMANN vernichtet!
Denke ich mir…